„INTERKAP“. Von Wanadsor in die Welt – Auf dem Weg von Kultur und Erinnerung
Hay Azian /Wanadsor–Eriwan–Brüssel/ nid.oragir
Im Herzen von Wanadsor wirkt die gemeinnützige Organisation INTERKAP wie ein echtes Museum. Jedes Foto, jedes Exponat und jeder Gegenstand erzählt eine einzigartige Geschichte von Menschlichkeit, Patriotismus, Zusammenarbeit und der Bewahrung des Gedächtnisses. Seit mehr als drei Jahrzehnten dient dieses Zentrum Armenien und der Diaspora und trägt mit seinen Initiativen und Zielen zu kulturellen, bildungsbezogenen, sportlichen und sozialen Programmen bei.
Gründer und Leiter: Norair Zuloyan
Der Gründer und Präsident der Organisation, Norair Zuloyan, ist nicht nur für seine organisatorischen Fähigkeiten bekannt, sondern auch für seine unerschütterliche Hingabe an die kulturellen und geistigen Werte des armenischen Volkes. Zahlreiche Projekte zur Entwicklung von Wanadsor, der Provinz Lori und armenischer Gemeinden wurden durch sein Engagement verwirklicht. Zuloyan ist außerdem Präsident des Fußballclubs „Lori-Wanadsor“ und stärkt damit das Gemeinschaftsleben und das Potenzial der Jugend durch den Sport. Sein Wirken wurde vielfach gewürdigt, und die Auszeichnung „Ritter von Lori“ ist zu einer Tradition geworden, um verdienstvolle Persönlichkeiten zu ehren.
Chatschkare – Hüter des Gedächtnisses
Zu den bedeutendsten Initiativen von INTERKAP gehört die Aufstellung armenischer Chatschkare (Kreuzsteine) in verschiedenen Städten der Welt. Besonders bemerkenswert ist der nach Assen in den Niederlanden überführte Chatschkar zum Gedenken an die Opfer des Völkermords an den Armeniern. Diese Initiative ist nicht nur eine Ehrung der unschuldigen Opfer, sondern auch ein leuchtendes Symbol armenischer Identität und Kultur – fern der Heimat. Die Versetzung der Chatschkare von Wanadsor nach Europa wurde zu einem verbindenden Glied zwischen Armenien und den armenischen Diasporagemeinden und stärkte das Bewusstsein für Erinnerung und Solidarität.
Die Geschichte eines deutschen Freundes – starke Bande zwischen zwei Völkern
Eines der lächelnden Fotos im „Museum“ von INTERKAP zeigt Rainer Kösel, einen Deutschen, der seit den schweren Jahren des Erdbebens von Spitak eng mit INTERKAP verbunden ist. Im August 1989 lud Herr Kösel den Fußballclub „Lori“ zu einem Trainingslager und Freundschaftsspielen nach Deutschland ein.
Im April 1990 reiste er gemeinsam mit 21 gleichgesinnten Freunden nach Wanadsor, besuchte das Katastrophengebiet, leistete finanzielle Hilfe für Dutzende Familien, die in Notunterkünften lebten, und stattete den Club „Lori“ mit Sportausrüstung aus.
2005 erhielt Rainer Kösel die von der Provinzverwaltung Lori und INTERKAP gemeinsam verliehene Ehrenmedaille „Ritter von Lori“, und 2015 wurde er zum Ehrenbürger von Wanadsor ernannt. 2016 gründete und unterstützt er gemeinsam mit armenischen und deutschen Freunden in Würzburg (Bayern) eine armenische Sonntagsschule, in der rund 100 Schüler Armenische Sprache, Literatur und Geschichte lernen. Auf seine Einladung hin führten der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Karo Vardanyan sowie der Rezitationsmeister Jivan Sargsyan die INTERKAP-Tournee „Armenische Geschichte und Poesie“ in 22 armenischen Gemeinden von sechs europäischen Ländern durch.
Am 26. September werden in Wanadsor der 77. Geburtstag von Rainer Kösel und das 35-jährige Jubiläum von INTERKAP in der Kirche Surb Grigor Narekatsi mit dem Segen von Bischof Hovnan Hakobyan, dem Primas der Diözese Gugark, gefeiert.
Kulturelle und gemeinnützige Mission
Die Arbeit von INTERKAP umfasst ein breites Spektrum:
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Kultur und Kunst: Konzerte, Ausstellungen und Gastspiele, die die armenische Kunst und Tradition in Europa präsentieren.
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Bildung und Jugend: Unterstützung von Schulen, Jugendmannschaften und Sportinitiativen.
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Humanitäre Hilfe: Während Kriegen und Krisen reichte die Organisation stets helfend die Hand an Soldatenfamilien, Verwundete und Gemeindemitglieder in Not.
Ein Büro wie ein Museum
Das Büro in Wanadsor ist geschmückt mit Fotos voller Geschichten, Erinnerungsstücken und Dokumenten. Jeder Gegenstand dort ist ein eigenes Kapitel – mal über eine kleine Initiative, mal über den erfolgreichen Abschluss eines großen Projekts. Dieses „Museum“ ist nicht nur ein Zeugnis des bisherigen Weges, sondern auch eine Quelle der Inspiration für kommende Generationen.








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